Rundumadum Mit dem Team RuNSport

-„Wie fühlen sich deine Beine an?“
-„Ach, die spüre ich schon seit Stunden nicht mehr, es tut einfach Alles weh.“
-„Wieso genau machen wir das und zahlen auch noch für ausreichend dafür?“

Die Konversation und ähnliche hatten Johanna und ich (Elisabeth) beim Wien Rundumadum sicher nicht nur einmal… Es war auch mehr als genug Zeit, um uns immer wieder bewusst zu werden, was alles wo genau gerade weh tat. Aber schauen wir erst Mal ein paar Stunden zurück zum Vormittag am 30.10.2021.

Johanna und ich hatten uns beide etwas spontan für eine Teilnahme am Wien Rundumadum entschieden (https://www.wien-rundumadum.at/). 61 km und ca. 400 Hm waren das Ziel und sollten innerhalb von maximal 14 Stunden bewältigt werden. Für uns beide eine neue Herausforderung und auch eine, auf die wir uns definitiv nicht so ausführlich vorbereitet hatten, wie wir es uns vorgestellt hätten. Unser Plan somit: zusammen loslaufen, es langsam angehen und Kräfte für das Finish einteilen. Das übergeordnete Ziel hieß also „Durchkommen“, egal mit welcher Zeit.

Bild 1: Start der 61 km vom WRU2021 um 11.30 Uhr am 30.10. beim Sportplatz Donaucity. Frisch war es am Start und wir waren schon sehr bereit loszulaufen und uns aufzuwärmen.

Beim Sportzentrum Donaucity ging es los auf die Donauinsel und die ersten 8 km mit ordentlichem Gegenwind waren wir viel schneller unterwegs, als ursprünglich vorgenommen. Schnell war uns klar, das würde sich später rächen, also schalteten wir ein wenig herunter, als wir in die windgeschützte Lobau einliefen. Ich war froh, Johanna an meiner Seite zu haben, denn sie hatte sich den Streckenverlauf wesentlich besser angesehen als ich und musste sich somit nicht nur stur auf ihre GPS-Uhr verlassen. Das sollte ich mir auf jeden Fall für zukünftige Events zu Herzen nehmen!

Generell ist der Wien Rundumadum kein sturer Wettkampf auf Zeit, sondern ein Erlebnislauf, wo die Strecke auch immer wieder frei gewählt werden kann. Dabei muss ich gleich enttäuschen: kürzer wird sie dadurch nicht. Somit ging es noch viel mehr ums Genießen und das taten wir in der Lobau auch so richtig. Selbst für ein paar Fotos musste Zeit sein und ich war begeistert lauter neue Orte und idyllische Plätze zu entdecken. Aber wem mache ich etwas vor, die paar Fotostopps waren eine willkommene Abwechslung, um mal unsere Füße durchzuschütteln und zu Essen, was man bei so einem langen Lauf ja wirklich zu Genüge tut.

Bild 2: Unterwegs durch die Lobau, bei perfektem Herbstwetter. Selbst für ein paar Foto-Stopps war Zeit.

Die ersten 20 km vergingen dadurch überraschend schnell und bei der ersten Verpflegungsstation machten wir nur kurz Halt. Schon ging es weiter nach Aspern und dann nach Gerasdorf. Dort wartete auch schon unsere größte Unterstützung auf uns: Johannas Vater war mit dem Fahrrad unterwegs und würde uns ein Stück begleiten, so der Plan. -> Freude!! Denn das hieß, dass hier noch ein erfahrener Navigator dazu kam und konnte auf dem Rad gut Tempomacher spielen, sodass wir uns noch weniger Gedanken über die Strecke machen mussten und nur mehr einen Fuß vor den anderen setzten, was doch immer schwieriger wurde.

Bild 3: Auf Grund von mangelnder Ortskenntnisse bezeichne ich das hier einmal alles als Teils Lobau und Aspern-Umgebung am Weg nach Gerasdorf.

Beinahe hätten wir die nächste Verpflegung übersehen, was fatal gewesen wäre, wollten wir doch in frische Kleidung schlüpfen. Nach der wohlverdienten Pause ging es weiter auf den Marchfeldkanal und langsam wurden die Füße immer schwerer und der ganze Körper begann langsam zu protestieren. Nicht zum ersten Mal überlegten wir, wieso wir gar so lange laufen wollten. Dennoch keine von uns wollte aufgeben und wir pushten uns weiter in Richtung Bisamberg.

Bei traumhafter Aussicht auf Wien und der langsam untergehenden Sonne erklommen wir den Bisamberg, der sich zu dem Zeitpunkt wirklich mehr, wie ein Berg anfühlte, als der größere Hügel der er ist. Mental war er schon eine richtige Erleichterung, da wir uns mehr auf den „Berg“ konzentrierten, als dass wir schon über 40 km unterwegs waren. Schon war es geschafft und es ging wieder bergab und wir erreichten die dritte und letzte Verpflegungsstation. Gestärkt mit Schokolade und Iso-Getränken legten wir unsere Stirnlampen und Reflektoren an und los ging es wieder Richtung Stadt für die finale Etappe. Am Kanal waren wir wieder flott unterwegs und kalkulierten, dass wir es in unter 7 Stunden ins Ziel schaffen würden. Ein Ziel, dass für uns am Vormittag noch VIEL (!!) zu ambitioniert gewirkt hatte und nun in greifbarer Nähe gerückt war.

Bild 4: Auf- und Abstieg am Bisamberg, unsere „größte“ Steigung an diesem Tag. Gut verpflegt mit Iso und Schokolade wurde dann der letzte Teil der Strecke im (teils) Dunklen bewältigt.

Doch mussten wir davor noch rund 8 km die Donauinsel entlang laufen. Generell eine ganz schöne Aufgabe, nachdem wir bereits 53 km unterwegs waren. Heute aber ganz besonders, da uns tosender Gegenwind erwartete. Vielleicht ist tosend etwas übertrieben, aber in dem Moment fühlte es sich für mich mehr wie ein Sturm an, als typischer Gegenwind auf der Donauinsel. Offensichtlich kam hier für mich der absolute mentale Tiefpunkt und erneut war ich unglaublich dankbar, dass Johanna und ihr Vater dabei waren, die mich immer wieder motivierten weiterzulaufen. Von Brücke zu Brücke musste ich mich selbst anfeuern und alles in mir tat weh und fokussierte sich nur noch darauf, endlich im Ziel auf einer Bank meine Füße hoch zu lagern.

Und dann war es endlich so weit: Der Einlauf ins Sportzentrum. Tatsächlich war noch ein kleiner Zielsprint drinnen (wobei eher eine Zielbeschleunigung, von Sprint kann keine Rede sein) und wir liefen nach 6 Stunden und 53 Minuten über 61 km im Ziel ein. Unglaublich glücklich, obwohl am Ende unserer Reserven, feierten wir uns, unsere Medaillen und die großartige Unterstützung entlang der Strecke.

Zufrieden, aber müde können wir auf den Lauf zurückblicken und es war wirklich ein Erlebnis. Auch ganz klar: alleine wäre es nie so gut gegangen, wie zu zweit und als Teil eines Teams (RuN Sport) geht es dann doch besser und flotter 🙂

Bild 5: Glückliche Gesichter beim Zieleinlauf nach knapp unter 7 Stunden im Sportcenter Donaucity.